S1EP2 - Ist das Führung oder kann das weg? Nicht jeder hat Humor, oder?

20.10.2022

Mit dem Thema "Humor als Führungskompetenz" beschäftigen sich ehrlicherweise nicht sehr viele Leader.

Ein einfacher Blick auf die Zahlen: Wir suchen bei Google Scholar nach den Begriffen und erhalten eine Anzahl X an Einträgen:

Leadership Results = 4.890.000
Leadership Skills = 4.340.000
Leadership Effectiveness = 3.960.000
Leadership Rules = 3.150.000
Leadership Styles = 3.020.000

Leadership Humor/Humour/Fun bringt uns - je nachdem wie man diese drei Suchen bewertet und welchen Overlap sie jeweils haben - ca. 300.000-500.000 Ergebnisse.
Das ist natürlich keine statistisch ernstgemeinte und mit Aufwand betriebene Auswertung, aber es zeigt uns trotzdem einen Trend, eine Richtung - nämlich, dass Humor als Laeder aktuell noch Aufholbedarf hat. Aber warum das alles eigentlich, was soll Humor überhaupt bringen, noch dazu im Arbeitsumfeld?

Setzen wir die Frage noch etwas weiter vorne an: Was soll Leadership überhaupt erreichen?

Ich beginne zuerst damit, was Leadership nicht ist:

  • Leadership hat nichts mit Rang oder Position zu tun
  • Leadership hat selten etwas mit Seniorität zu tun
  • Um ein Leader zu sein braucht man keine Hierarchie und schon gar keine Titel

All diese Dinge - eine Führungsposition, Erfahrung, die sich meist aus Seniorität ergibt oder auch das Gelernte auf dem Weg zu einem Titel - helfen freilich, um gute Leader zu sein, sie sind aber nicht nötig im eigentlichen Sinne.

Und was ist es nun? Einer meiner Lieblingssätze dazu ist "Leadership is a Habit" gepaart mit Simon Sineks legendärem Satz "Leadership is not about being in charge. Leadership is about taking care of those in your charge".

Also geht es bei Leadership darum, Menschen zu befähigen, das Beste aus sich - und natürlich auch das Beste für die gemeinsame Unternehmung - herauszuholen.
Es geht darum, andere zu inspirieren und an einer gemeinsamen Vision teilzunehmen. Wir wollen als Teams, Bereiche, Unternehmen, Vereine erfolgreich sein und wollen uns dabei gut fühlen - und wenn das noch mit Spaß geht - warum nicht?


In der heutigen Welt erreichen wir den Erfolg vielleicht sogar noch mit "alten" Management-Methoden, da hat unsere Gesellschaft insbesondere in den letzten ca. 60 Jahren ja jede Menge angesammelt: Druck ausüben, Manipulation (wie z.B. Incentives oder erfolgsabhängige Gehaltsanteile), dann kamen irgendwann noch Ausprägungen wie MbO, Careermanagement oder Employer-Branding hinzu.

Alle davon haben eines gemeinsam: Sie stellen nicht den Menschen in den Mittelpunkt, sie sind eben Management-Methoden - und eines ist kristallklar: "We manage THINGS, we lead PEOPLE".

Und genau da setzt Humor an: Wenn wir im Team oder auch in einem 1:1 Gespräch einfach nur Spaß haben, egal ob es durch einen kurzen Witz ist oder weil wir gerade Spaß am Erfolg finden, dann geht es um den Moment, um das, was zwischen zwei oder mehr MENSCHEN passiert.

Aber Humor kostet natürlich auch etwas: In diesen Momenten investieren wir nämlich das Wichtigste, was wir Menschen zur Verfügung haben: unsere Zeit. Diese ist das einzige, was wirklich endlich ist, solange der Mensch sich nicht entweder medizinische Möglichkeiten zur Unsterblichkeit einfallen lässt, oder wir die Singularität erreichen, ist Zeit meiner Rechnung nach unsere mit Abstand wertvollste Währung.
Wir investieren Sie gegenseitig, das nennt sich dann Beziehungspflege - und Beziehungen kann man nun mal ausschließlich durch gemeinsam verbrachte Zeit intensivieren. Am Ende stärken wir damit dann das gegenseitige Vertrauen.

Kleines, aber nicht unwesentliches Detail am Rande: das durchschnittliche 4-jährige Kind lacht in etwa 300-mal pro Tag (als Vater eines derzeit 6-jährigen frage ich mich, ob das in diesem Alter dann exponentiell wächst...) - der durchschnittliche 40-jährige lacht nur noch 4-mal pro Tag.

Und als Kollateral-Effekt führt Vertrauen zu Performance - und diese kann man dann sehr wohl wieder (endlich zurück in der alten Welt) in Zahlen, Daten, Fakten, Umsätzen und vor allem Deckungsbeiträgen messen - und sogar managen!

Wenn wir nun noch ins Rennen werfen, dass eine Minute Lachen ein Äquivalent zu bis zu 10 Minuten laufen am Laufband darstellt könnten wir mit ein wenig Humor im Leadership sogar das Übergewichtigkeits-Problem unserer Zeit in Angriff nehmen, oder?

Eine der ersten Fragen, die mir meine Frau stellte, als sie diesen Beitrag Korrektur-gelesen hat, war: "Das verstehe ich schon alles, aber nicht jeder ist mit Humor gesegnet und kann lustig sein!"

Point taken, im nächsten Beitrag nähern wir uns daher meiner klaren Aussage dazu: "Insbesondere im Leadership-Umfeld ist Humor ein erlernbarer Skill"

Soll ich noch einen Witz hinten anfügen? Nicht dass jemand meinen Humor nicht lustig findet - ist Humor etwa auch noch subjektiv...?